Franco Supino

Franco Supino wurde 1965 in Solothurn geboren und wuchs als Kind italienischer Eltern zweisprachig auf. In Zürich und Florenz studierte er Germanistik und Romanistik und schloss das Studium mit einer Arbeit über Günter Eich ab. Seit 2007 ist Supino Dozent für Deutsch und Deutschdidaktik an der Pädagogischen Hochschule Nordwestschweiz (FHNW). Mit seiner Frau und den beiden Kindern lebt er in Solothurn.

Schon als Schüler veröffentlichte Franco Supino erste Texte in Anthologien, Zeitschriften und am Radio. Zwischen 1983 und 1990 verfasste er mehrere Features, Rundfunkerzählungen und ein Hörspiel für das Schweizer Radio DRS. Sein erster Roman Musica Leggera erschien 1995. Er publizierte seither fünf weitere Romane, zwei davon widmen sich Künstlerschicksalen: Ciao amore, ciao (2004) basiert auf dem Lebenslauf der Sängerin Dalida, während Das andere Leben (2008) die letzten Wochen im Leben des Dramatikers Cäsar von Arx thematisiert.

Die Auseinandersetzung mit der italienischen Herkunft und den soziologischen und psychologischen Bedingungen des Emigrantendaseins prägen einen grossen Teil von Supinos Werk. Die Wiedergewinnung der italienischen Herkunftsgeschichte ist das Movens seines früheren Erzählens. Zwar tauchen dabei auch traditionelle Italien-Motive auf (Kunst, Ferien, Essen, Musik), doch nur eingebettet in die sozialen Verhältnisse und die Erfahrungen der (erzählenden) Protagonisten. Die ‹italienischen› Erfahrungen sind unablösbar mit dem Erzähl- und Lebensort der Schweiz verbunden, der seinerseits nicht unmittelbar, sondern im Verhältnis zur italienischen Herkunft erscheint. Besonders interessant ist, wie die deutschschweizerisch-italienischen Wechselbeziehungen von Ferne und Nähe, Verbundenheit und Getrenntheit, Fremdheit und Vertrautheit auch auf andere interkulturelle Verhältnisse erweitert werden, ohne jedoch einfach verdrängt zu werden.

Mit viel Poesie und Einfühlungsvermögen entwirft Franco Supino in Musica leggera (1995) das Leben einer Generation, die versucht, jenseits von Nationalitäten eine eigene Identität aufzubauen – ein Roman der «seconda generazione», der sich den Texten und Liedern der Cantautori entlang bewegt.

Die Schöne der Welt oder der Weg zurück (1997) entfaltet die Geschichte von zwei Freunden, die Geschichte einer Schuld – angesiedelt zwischen der Stadt in der Schweiz und dem neapolitanischen Dorf der Herkunft. Der Handlungsraum in zwei Kulturen macht sie zu dem, was man einen europäischen Roman nennen könnte. Er thematisiert das Ungesicherte der Existenz zwischen den Welten – anhand von zwei Schicksalen erweist es sich, dass der Weg zurück eine Illusion bleibt.

In Solothurn liegt am Meer (3. Auflage 2017) erzählt Supino von Solothurn: von den Schanzen und dem Wochenmarkt, von den Literaturtagen und vom Fussball, von der Weststadt und von Grenchen, wo er die Schulzeit verbracht hatte; er erzählt, wie er als sogenanntes Gastarbeiterkind hier heimisch wurde – Heimat kann man nicht kaufen und nicht schaffen, Heimat bekommt man geschenkt – und wie diese Heimat immer mehr derjenigen gleicht, die seine Eltern verlassen haben, und er somit feststellen kann: Solothurn liegt am Meer.

Quellen